Jede Woche erscheinen zahlreiche Spiele auf den verschiedensten Plattformen, darunter natürlich auch für die Nintendo Switch. Auch wenn es manchmal ganz schön schwierig wird, da noch den Überblick zu behalten, fallen meine Augen immer besonders gerne auf Titel, die ihren Ursprung bei uns in Deutschland haben. Am 30. März dieses Jahres erschien wieder einmal ein solcher Titel: Saga of Sins, das vom in München beheimateten Studio Bonus Level Entertainment entwickelt wurde. Mit etwas Verspätung aufgrund eines fehlerhaften Download-Codes können wir euch nun berichten, wie sich das von den Entwicklern als „unheiliges Action-Adventure“ betitelte Spiel auf der Nintendo Switch schlägt.
Düstere Visionen und Albträume plagen Cecil, wenn er das Dorf Sinwell erkundet
© Just For Games
Sinwell, ein einst beschauliches Örtchen, welches sich in den Händen des Schwarzen Todes befindet. Als Cecil von einem Kreuzzug gegen Verdorbene und Gottlose nach Hause zurückkehrt, stellt er mit Entsetzen fest, dass die Pest das Dorf dahingerafft hat. Und wer der Seuche nicht zum Opfer gefallen ist, hat sich ungeniert der Sünde hingegeben. Er sucht Zuflucht in der Kapelle von Sinwell, wo sein einstiger Lehrmeister Ulric ihn erwartet. Dieser sieht den Ursprung in der Krankheit, die so viele Einwohner das Leben gekostet hat, in deren sündigem Verhalten. Ohne große Umwege bittet er Cecil, den gesamten Ort von alle Sündern zu befreien. Dafür muss der tapfere Krieger in die Gedankenwelt der Sünder eindringen, die die Dungeons des Spiels darstellen. Doch der Kampf gegen die sieben Todsünden – Völlerei, Trägheit, Habgier, Neid, Wollust, Hochmut und Zorn – ist schwer, weshalb Cecil besondere Kräfte übertragen bekommt. Durch die Restauration der zerbrochenen Buntglasfenster der Kapelle kann er die Form verschiedener Kreaturen, vor denen sich die Dorfbewohner fürchten, annehmen.
Gameplaytechnisch präsentiert sich Saga of Sins als 2D-Action-Platformer, welcher sich jedoch in der realen und der Gedankenwelt anders spielt. Cecil erkundet das Dorf eher gemächlich, kann nur umherlaufen oder sprinten sowie mit den Dorfbewohnern oder manchen Objekten interagieren. In den Gedanken der Sünder nimmt er die Form von Kreaturen an, die es ihm erlauben zu springen und Projektile auf seine Gegner abzufeuern. Direkt zu Beginn des Spiels schaltet ihr den Werwolf frei, der simple Schüsse geradeaus feuert. Brüchige Glaswände kann er durch sein Geheul zerbersten lassen, um Geheimnisse dahinter freizulegen. Später erhaltet ihr noch drei weitere Formen, darunter einen Gargoyle, der einen anhaltenden Feuerstrahl abfeuern kann, oder einen Greif, welcher sich an bestimmten Wänden festkrallen und diese dadurch erklimmen kann. Dafür müsst ihr in der realen sowie Gedankenwelt Glassplitter sammeln, um weitere Fenster wiederherzustellen. In den einzelnen Leveln könnt ihr dann per Schultertasten zwischen den Formen hin und her wechseln.
In machen Bossleveln erwarten euch harte Kämpfe, in anderen müsst ihr wiederum fordernde Hindernisparcours überwinden
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In den Leveln verstecken sich außerdem Schatztruhen mit Geld, welches ihr an Madonnenstatuen in einen Skillbaum investieren könnt. Dadurch könnt ihr beispielsweise eure Gesundheit steigern oder die Projektile eurer Verwandlungen verstärken. Besiegt ihr mehrere Gegner oder sammelt ein entsprechendes Power-up ein, könnt ihr einen Power Dash ausführen, welcher euch in eine von acht mit dem linken Stick bestimmbaren Richtungen schnellen lässt, wodurch Gegner sofort besiegt werden und die doppelte Menge an Geld verlieren. Auch um weiter entfernte Orte zu erreichen lässt sich diese Fähigkeit einsetzen. Am Ende jedes Levels erhaltet ihr außerdem eine verbotene Frucht, von denen ihr eine bestimmte Anzahl sammeln müsst, um in der Handlung voranzuschreiten. Schon in den ersten Leveln werdet ihr feststellen, dass manche Schatztruhen noch nicht erreichbar sind. Daher könnt ihr später im Spiel erneut in die Gedanken der Sünder eindringen, um alle wichtigen Dinge einzusammeln. Für jede der sieben Todsünden gibt es zwei reguläre Erkundungs-Level sowie ein Bosslevel. Die Bosslevel müssen dabei jedoch nicht ausschließlich Kämpfe darstellen, sondern können beispielsweise auch die Form eines fordernden Hindernisparcours annehmen. Außerdem könnt ihr auch in die Gedanken einiger weniger Unschuldiger eindringen, wo euch zusätzliche Rätseleinlagen erwarten. Insgesamt bietet euch das Spiel eine gewisse Freiheit hinsichtlich der Reihenfolge, in der ihr die Sünder abarbeitet, ihr müsst jedoch immer zuerst die beiden normalen Level abschließen, bevor ihr euch dem jeweiligen Bosslevel stellen könnt.
Optisch punktet Saga of Sins mit einem Grafikstil, der an die bunten Fenster in einem Gotteshaus erinnert. Dies wird sogar so weit getrieben, dass die Gegner langsam Risse bekommen, wenn sie Schaden nehmen, und bei ihrem Tod wie Glas zerspringen. Der Soundtrack passt stimmig zu den jeweiligen Umgebungen, wird mir jedoch nicht wirklich langfristig in Erinnerung bleiben. Performancetechnisch kann ich berichten, dass das Spiel jederzeit flüssig läuft und ich bei meinem Spieldurchlauf keinerlei Bugs oder Abstürze feststellen konnte (und das obwohl ich diese für gewöhnlich magisch anziehe). Interessant ist, dass trotz des deutschen Entwicklerstudios bei den deutschen Bildschirmtexten die Begrifflichkeiten für bestimmte Fähigkeiten oder die Kreaturen als englische Begriffe in den sonst deutschen Dialogen auftreten. Eine Sprachausgabe bietet der Titel auch, jedoch ist diese nur auf Englisch verfügbar. Wer besonderen Tiefgang bei Handlung und Gameplay erwartet, wird hier nicht fündig werden, denn inhaltlich bietet Saga of Sins gerade einmal genug, um euch fünf bis zehn Stunden an den Bildschirm zu fesseln, je nachdem ob ihr alles einsammelt, was das Spiel versteckt hält. In einer Zeit, in der nahezu jedes Spiel zu einem 100 Stunden-Epos entartet, finde ich jedoch kurzweilige Spiele, die Spaß bringen, aber auch nicht alles bis ins Unendliche ziehen müssen, ganz sympathisch. Ob einem der Kauf jedoch wert ist, muss jeder selbst entscheiden. Einen wirkliche Wiederspielwert sehe ich auch trotz der drei verschiedenen Schwierigkeitsgrade nämlich nicht.